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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #3151
    Kaktuskiller Avatar von Xenoom
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  2. #3152
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    So, jetzt hab ich etwas Zeit. Man verzeihe mir, wenn ich bei den Namen und Geschehnissen nicht mehr ganz drin bin, aber den Samuel muss ich mir jetzt "aus dem Weg" schaffen. Wenn ich mich richtig erinnere war der Plot eigentlich gerade spannend: David wurde aus Jerusalem gejagt, hatte da aber nen Spitzel, mit dessen Hilfe er sich über den Jordan retten konnte. Einer seiner Söhne hat den Thron besetzt.

    2. Samuel 18

    Achtung Spoiler:
    1 Nun musterte David das Kriegsvolk, das bei ihm war, und setzte Anführer ein über je tausend und über je hundert Mann.
    2 Dann ließ David das Heer ausrücken, ein Drittel unter dem Befehl Joabs, ein Drittel unter Abisai, dem Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs, und das letzte Drittel unter dem Befehl Itthais aus Gath. Dabei sagte der König zu der Mannschaft: »Ich will auch mit euch ausziehen!«
    3 Aber die Leute entgegneten: »Nein, du darfst nicht mitziehen! Denn wenn wir geschlagen werden, wird man sich um uns nicht kümmern; und wenn auch die Hälfte von uns fiele, würde man sich um uns nicht kümmern, du dagegen bist so viel wert wie zehntausend von uns. Außerdem ist es besser, wenn du uns jederzeit von der Stadt aus Hilfe leisten kannst.«
    4 Da antwortete ihnen der König: »Ich will eurem Wunsche nachkommen!« Hierauf trat der König neben das Tor, während das ganze Heer nach Hunderten und Tausenden auszog.
    5 Dem Joab, Abisai und Itthai aber erteilte der König den Befehl: »Geht mir schonend mit dem jungen Mann, mit Absalom, um!« Und das gesamte Kriegsvolk hörte es mit an, wie der König allen Anführern diesen Befehl in betreff Absaloms erteilte.
    6 Als so das Heer ins Feld gegen die Israeliten gezogen war und es im Walde Ephraim zur Schlacht kam,
    7 wurde dort das Heer der Israeliten von den Leuten Davids besiegt, so daß sie an diesem Tage dort eine schwere Niederlage, einen Verlust von zwanzigtausend Mann, erlitten.
    8 Der Kampf breitete sich dann über die ganze Gegend dort aus, und der Wald brachte an diesem Tage noch mehr Leuten den Tod, als das Schwert es getan hatte.
    9 Da kam Absalom zufällig den Leuten Davids zu Gesicht. Er ritt nämlich auf einem Maultier, und als dieses unter die verschlungenen Zweige einer großen Terebinthe geraten war, blieb er mit dem Haupt (-haar) an der Terebinthe hangen, so daß er zwischen Himmel und Erde[1] schwebte, nachdem das Maultier unter ihm davongelaufen war.
    10 Als das ein Mann sah, erstattete er dem Joab die Meldung: »Ich habe soeben Absalom an einer Terebinthe hängen sehen.«
    11 Da erwiderte Joab dem Manne, der ihm die Mitteilung gemacht hatte: »Nun, wenn du ihn gesehen hast, warum hast du ihn dort nicht gleich zur Erde heruntergeschlagen? Ich wäre dann in der Lage gewesen, dir zehn Silberstücke und einen Gürtel zu geben!«
    12 Der Mann aber antwortete dem Joab: »Und wenn mir tausend Silberstücke in die Hand gezahlt würden, wollte ich mich doch nicht an dem Sohne des Königs vergreifen; wir haben ja mit eigenen Ohren gehört, wie der König dir und Abisai und Itthai den bestimmten Befehl gegeben hat: ›Verfahrt mir schonend mit dem jungen Manne, mit Absalom!‹
    13 Hätte ich mich nun frevelhaft an seinem Leben vergriffen, so wäre die ganze Sache dem König doch nicht verborgen geblieben, und du selbst würdest dich abseits stellen.«
    14 Da sagte Joab: »Ich mag hier bei dir keine Zeit verlieren!« Hierauf nahm er drei Speere in die Hand und stieß sie dem Absalom ins Herz, während er, noch lebend, in den Zweigen der Terebinthe hing.
    15 Dann traten zehn Knappen, Joabs Waffenträger, rings hinzu, schlugen Absalom herunter und töteten ihn vollends.
    16 Darauf ließ Joab ein Zeichen mit der Posaune geben, da standen die Leute Davids von der Verfolgung der Israeliten ab; denn dem Volk wollte Joab Schonung erweisen.
    17 Darauf nahmen sie Absalom, warfen ihn im Walde in eine große Grube und türmten einen gewaltigen Steinhaufen über ihm auf. Alle Israeliten aber flohen, ein jeder in seinen Wohnort. –
    18 Absalom hatte aber schon bei seinen Lebzeiten den Denkstein, der im Königstal steht, genommen und ihn für sich aufgerichtet; er hatte nämlich gedacht: »Ich habe keinen Sohn, der meinen Namen in der Erinnerung erhalten könnte.« Er hatte also den Denkstein nach seinem Namen benannt; und darum heißt er bis auf den heutigen Tag ›Absaloms Denkmal‹.
    19 Ahimaaz aber, der Sohn Zadoks, sagte (zu Joab): »Ich möchte gern hinlaufen und dem König die Botschaft bringen, daß der HERR ihm den Sieg über seine Feinde verliehen hat!«
    20 Aber Joab erwiderte ihm: »Du bist heute nicht der rechte Mann für diese Botschaft; ein andermal magst du Bote sein, aber heute darfst du die Botschaft nicht überbringen, weil ja der Sohn des Königs tot ist.«
    21 Hierauf befahl Joab seinem Mohren: »Gehe hin, melde dem König, was du gesehen hast!« Da warf sich der Mohr vor Joab nieder und eilte davon.
    22 Aber Ahimaaz, der Sohn Zadoks, sagte nochmals zu Joab: »Mag kommen, was da will: laß doch auch mich hinter dem Mohren herlaufen!« Joab entgegnete: »Wozu willst du denn laufen, mein Sohn? Dir wird doch kein Botenlohn ausgezahlt werden.«
    23 Er antwortete: »Mag kommen, was da will: ich laufe!« Da sagte Joab zu ihm: »Nun, so laufe!« Da schlug Ahimaaz den Weg durch die Jordanaue ein und überholte den Mohren.
    24 David aber saß gerade inmitten der beiden Torpforten, während der Späher auf der Mauer nach dem Tordach zu ging. Als dieser nun Ausschau hielt, sah er einen einzelnen Mann heranlaufen.
    25 Da meldete es der Späher dem König durch Zuruf. Der König sagte: »Wenn es nur einer ist, so hat er gute Nachricht zu überbringen.« Während nun jener immer näher kam,
    26 sah der Späher noch einen zweiten Mann heranlaufen und rief ins Tor hinein: »Ich sehe noch einen zweiten Mann allein heranlaufen!« Da sagte der König: »Auch der bringt gute Botschaft.«
    27 Der Späher rief dann weiter: »Am Laufen des ersten glaube ich Ahimaaz, den Sohn Zadoks, zu erkennen!« Der König sagte: »Das ist ein braver Mann: der kommt gewiß mit guter Botschaft!«
    28 Ahimaaz aber rief dem König zu: »Sieg!« Dann warf er sich vor dem Könige mit dem Gesicht zur Erde nieder und rief aus: »Gepriesen sei der HERR, dein Gott, der die Männer dahingegeben hat, die ihre Hand gegen meinen Herrn, den König, erhoben haben!«
    29 Der König aber fragte: »Geht es dem jungen Manne, dem Absalom, gut?« Ahimaaz antwortete: »Ich sah ein großes Getümmel, als des Königs Diener Joab deinen Knecht absandte, weiß aber nicht, was da vorging.«
    30 Der König entgegnete: »Tritt ab und bleibe hier stehen!« Da trat er ab und stellte sich abseits,
    31 als auch schon der Mohr ankam und ausrief: »Mein Herr, der König, lasse sich die Freudenbotschaft melden, daß der HERR dir heute den Sieg über alle verliehen hat, die sich gegen dich empört haben!«
    32 Da fragte der König den Mohren: »Geht es dem jungen Manne, dem Absalom, gut?« Der Mohr antwortete: »Wie dem jungen Manne, so möge es den Feinden des Königs, meines Herrn, und allen ergehen, die sich in böser Absicht gegen dich auflehnen!«



    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Dass David zehntausend Mann wert ist (V. 3), macht natürlich aufgrund seiner Position (als rechtmäßiger König) Sinn, aber wenn ich mich an 1. Samuel zurück erinnere, trägt er diesen "Titel" in gewissem Sinne schon länger (da erschlug er so viele Feinde).
    • War es nicht auch so, dass David prophezeit bekam, dass sein Schwert nicht mehr kämpfen würde? Emoticon: kratz
    • Der Kampf geht mir dann etwas zu unspektakulär aus. Das Bild des Absalom (das war wimre der Sohn), der an den Haaren in der Luft hängt, ist natürlich großartig. Aus mehrerlei Gründen fällt mir dieser Vers (9) auf:
      • Man achtet als Leser natürlich darauf, was mit Absalom passiert, nachdem David extra noch in Vers 5 gesagt hat, die Heerführer sollen umsichtig sein
      • (Lange) Haare sind ja oft ein Zeichen für Potenz gewesen (Samson etc.). Jetzt hängt Absalom an diesem, ich nenn es mal Insignium.
      • Terebinthen standen auch schon häufiger in der Gegend rum, auch bei besonderen Gelegenheiten. Könnte ein Indiz dafür sein, dass vielleicht Gott seine Finger (in Form von Zweigen) im Spiel hat?
      • Sinnbildlich hängt Absalom zwischen "Gott" (Himmel, Himmelreich) und "Menschen" (Erde), wenn man das so beschreiben kann in einer exponierten Lage. Er hat den Bezug zum Boden verloren, es aber auch nicht in den Himmel "geschafft".

    • Joab (hatte der nicht Beef mit Absalom wegen irgendwas?) hält sich ja nicht unbedingt an Davids Worte. Hätte er ihn sauber getötet, okay, aber drei Speere auf den Wehrlosen schleudern, der danach noch lebt, klingt eher gemein.
    • Herrlich, bei Menge ist der Bote ein Mohr. Die anderen Übersetzungen sind da präziser/ netter und schreiben von einem Kuschiter (also aus dem Hindukusch oder so?).
    • Mit dem Wettrennen zwischen offiziellem Boten und Ahimaaz kann ich nicht so viel anfangen. Das wirkt für mich ein bisschen wie ein Slapstick-Element. Auch, dass David einfach immer davon ausgeht, dass eine "gute Botschaft" kommt. Das ist fast schon ein Joke:
      • Zwei Dullis wollen einen Wettbewerb machen.
      • Der König denkt, bei einem Boten muss es eine gute Nachricht sein
      • Oh nein - da kommen ja zwei! Dann muss das...
      • ...auch eine gute Nachricht sein?

    • Vers 28 ist durch den Wettlauf auch ein wenig zweideutig: freut sich Ahimaaz darüber, den Wettlauf gewonnen zu haben oder überbringt er die gute Nachricht?


    2. Samuel 19
    Achtung Spoiler:
    1 Da erbebte der König, stieg in das Obergemach des Torgebäudes hinauf und weinte; im Gehen aber rief er die Worte aus: »Mein Sohn Absalom! Mein Sohn! Mein Sohn Absalom! Wäre doch ich selber statt deiner gestorben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!«
    2 Als nun dem Joab berichtet wurde, daß der König um Absalom weine und trauere,
    3 da wurde der Sieg an diesem Tage zur Trauer für das ganze Volk, weil jedermann an diesem Tage erfuhr, daß der König um seinen Sohn Leid trage.
    4 So stahl sich denn das Heer an jenem Tage zum Einzug in die Stadt heran, wie sich ein Heer heranstiehlt, das sich mit Schmach bedeckt hat, weil es in der Schlacht geflohen ist.
    5 Der König aber hatte sich das Gesicht verhüllt und wehklagte laut: »Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!«
    6 Da begab sich Joab zum König ins Haus und sagte: »Du hast heute alle deine Knechte offen beschimpft, obgleich sie heute dir sowie deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenweibern das Leben gerettet haben!
    7 Denn du hast denen, die dich hassen, Liebe und denen, die dich lieben, Haß erwiesen; du hast ja heute offen gezeigt, daß dir an deinen Heerführern und Knechten nichts gelegen ist; ja, jetzt weiß ich, daß, wenn nur Absalom noch lebte und wir anderen alle heute tot wären, dir das gerade recht sein würde.
    8 Nun aber stehe auf, laß dich öffentlich sehen und gönne deinen Knechten ein freundliches Wort! Denn ich schwöre dir beim HERRN: Wenn du dich nicht öffentlich sehen läßt, so bleibt kein Mann mehr diese Nacht bei dir, und das wäre für dich schlimmer als alles Unglück, das du von deiner Jugend an bis jetzt erlebt hast!«
    9 Da stand der König auf und setzte sich ins Tor; und als es dem ganzen Volk bekannt wurde, daß der König (nunmehr) im Tor sitze, erschienen alle Leute vor dem Könige.
    10 Als nun die Israeliten geflohen waren, ein jeder in seinen Wohnort, erhob das ganze Volk in allen Stämmen der Israeliten Vorwürfe gegen sich selbst; überall hieß es: »Der König hat uns aus der Gewalt unserer Feinde errettet, er hat uns von der Herrschaft der Philister befreit, und jetzt hat er vor Absalom aus dem Lande fliehen müssen!
    11 Nun aber, da Absalom, den wir zum König über uns gesalbt hatten, in der Schlacht ums Leben gekommen ist: warum zögert ihr da noch, den König zurückzuholen?«
    12 (Als diese Äußerungen des gesamten Volkes zum König drangen) sandte der König David zu den Priestern Zadok und Abjathar und ließ ihnen sagen: »Redet mit den Ältesten von Juda und gebt ihnen zu erwägen: ›Warum wollt ihr die Letzten sein, die den König in sein Haus zurückführen?
    13 Ihr seid doch meine Stammesgenossen, seid von meinem Fleisch und Bein: warum wollt ihr also die Letzten sein, wo es gilt, den König heimzuholen?‹
    14 Und zu Amasa sollt ihr sagen: ›Du bist ja doch von meinem Fleisch und Bein: Gott strafe mich jetzt und künftig, wenn du nicht oberster Heerführer bei mir auf Lebenszeit an Joabs Statt wirst!‹«
    15 So gewann er die Herzen aller Männer von Juda, so daß sie einmütig die Aufforderung an den König richteten: »Kehre du mit allen deinen Dienern[1] zurück!«
    16 So trat denn der König den Rückweg an, und als er an den Jordan gelangte, waren ihm die Judäer nach Gilgal entgegengekommen, um den König einzuholen und ihn über den Jordan zu geleiten.
    17 Auch der Benjaminit Simei, der Sohn Geras, war aus Bachurim mit der Mannschaft der Judäer dem König David entgegengeeilt
    18 und mit ihm tausend Mann aus dem Stamme Benjamin; außerdem auch Ziba, der Hausverwalter Sauls, mit seinen fünfzehn Söhnen und seinen zwanzig Knechten; sie waren schon vor der Ankunft des Königs über den Jordan gesetzt.
    19 Als nun die Fähre hinübergefahren war, um die königliche Familie herüberzuholen und sich dem König zur Verfügung zu stellen, warf sich Simei, der Sohn Geras, vor dem König nieder, als dieser eben über den Jordan fahren wollte,
    20 und richtete an den König die Worte: »Mein Herr wolle mir keine Verschuldung anrechnen und nicht des Vergehens gedenken, das dein Knecht sich hat zuschulden kommen lassen an dem Tage, als mein Herr, der König, Jerusalem verließ! Der König wolle es mir nicht unversöhnlich nachtragen!
    21 Dein Knecht weiß ja, daß ich mich vergangen habe; doch, wie du siehst, bin ich heute als der erste vom ganzen Hause Joseph herabgekommen, um meinen Herrn, den König, einzuholen.«
    22 Als nun Abisai, der Sohn der Zeruja, das Wort nahm und ausrief: »Sollte Simei nicht den Tod dafür erleiden, daß er dem Gesalbten des HERRN geflucht hat?«,
    23 entgegnete David: »Ihr Söhne der Zeruja, was habe ich mit euch zu tun, daß ihr mir heute zum Satan[2] werden wollt? Heute soll niemand in Israel den Tod erleiden, da ich doch weiß, daß ich heute wieder König über Israel bin!«
    24 Hierauf sagte der König zu Simei: »Du sollst nicht sterben!«, und der König bekräftigte es ihm mit einem Eide.
    25 Auch Mephiboseth, Sauls Enkel, war herabgekommen dem König entgegen; er hatte aber weder seine Füße gereinigt, noch seinen Bart gepflegt, noch seine Kleider gewaschen seit dem Tage, an dem der König weggezogen war, bis zu dem Tage, an dem er glücklich heimkehrte.
    26 Als er nun von Jerusalem her dem König entgegenkam, fragte der König ihn: »Mephiboseth, warum bist du nicht mit mir ausgezogen?«
    27 Da antwortete er: »Mein Herr und König! Mein Diener hat mich betrogen! Dein Knecht hatte sich nämlich vorgenommen: ›Ich will mir doch meinen Esel satteln lassen und darauf reiten, um mit dem König zu ziehen – dein Knecht ist ja lahm –;
    28 aber er hat deinen Knecht bei meinem Herrn, dem König, verleumdet. Jedoch mein Herr, der König, gleicht (an Weisheit) dem Engel Gottes; so tu nun, was dir gefällt!
    29 Denn da das ganze Haus meines Vaters nichts anderes von meinem Herrn und König hat erwarten dürfen als den Tod und du dennoch deinen Knecht unter deine Tischgenossen aufgenommen hast – welches Recht hätte ich da noch, und was hätte ich da noch vom König zu beanspruchen?«
    30 Der König antwortete ihm: »Was machst du da noch Worte? Ich bestimme hiermit: Du und Ziba sollt euch in den Grundbesitz teilen!«
    31 Da sagte Mephiboseth zum König: »Er mag sogar das Ganze hinnehmen, nachdem mein Herr und König glücklich heimgekehrt ist!«
    32 Auch der Gileaditer Barsillai war von Rogelim herabgekommen und mit dem König an den Jordan gezogen, doch nur um ihn den Jordan entlang zu geleiten.
    33 Barsillai war nämlich sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren; und er war’s gewesen, der den König während seines Aufenthalts in Mahanaim (mit Lebensmitteln) versorgt hatte, weil er ein sehr reicher Mann war.
    34 Nun sagte der König zu Barsillai: »Du mußt mit mir hinüberfahren; ich will für deinen Unterhalt bei mir in deinen alten Tagen in Jerusalem sorgen.«
    35 Aber Barsillai erwiderte dem König: »Wie viele sind noch der Tage meiner Lebensjahre, daß ich mit dem König nach Jerusalem hinaufziehen sollte?
    36 Ich bin jetzt achtzig Jahre alt: wie könnte ich da noch zwischen Gutem und Schlechtem unterscheiden? Kann dein Knecht etwa noch schmecken, was ich esse und trinke? Oder kann ich noch der Stimme der Sänger und Sängerinnen lauschen? Wozu sollte also dein Knecht meinem Herrn, dem König, noch zur Last fallen?
    37 Nein, nur eben über den Jordan möchte dein Knecht mit dem König fahren. Und warum will der König mir mit so reichem Lohn vergelten?
    38 Laß doch deinen Knecht heimkehren, damit ich in meiner Vaterstadt beim Grabe meines Vaters und meiner Mutter sterbe! Aber siehe, hier ist (mein Sohn,) dein Knecht Kimham: der mag mit meinem Herrn, dem König, hinüberfahren, und tu an ihm, was du für gut hältst!«
    39 Der König antwortete: »Ja, Kimham soll mit mir hinüberfahren, und ich will an ihm tun, was dir erfreulich ist, und will dir jeden Wunsch erfüllen!«
    40 Als dann alles Kriegsvolk über den Jordan gesetzt und auch der König hinübergefahren war, küßte dieser den Barsillai und nahm mit Segenswünschen Abschied von ihm; darauf kehrte jener in seinen Wohnort zurück,
    41 während der König nach Gilgal weiterfuhr und Kimham ihn begleitete. Das gesamte Kriegsvolk von Juda aber und auch die Hälfte des Kriegsvolkes von Israel war mit dem König hinübergezogen.
    42 Da kamen plötzlich alle Männer Israels zum König und fragten ihn: »Warum haben unsere Volksgenossen, die Judäer, dich entführt und haben den König mit seiner Familie und seinem ganzen Hofe über den Jordan gebracht?«
    43 Da antworteten alle Judäer den Israeliten: »Der König steht uns doch am nächsten! Warum regt ihr euch hierüber so auf? Haben wir etwa auf Kosten des Königs gelebt? Oder hat er uns irgendein Geschenk gemacht?«
    44 Aber die Israeliten entgegneten den Judäern: »Wir haben den zehnfachen Anteil am König, und somit haben wir auch an David mehr Anrecht als ihr: warum habt ihr uns also zurückgesetzt? Und haben wir nicht zuerst die Absicht ausgesprochen, unsern König zurückzuholen?« Die Worte der Judäer aber waren darauf noch leidenschaftlicher als die der Israeliten.

    Bemerkungen/ Gedanken:

    • David hing offenbar wirklich noch an Absalom. Trotz dessen Taten. Interessant, dadurch erfährt der Sieg eine bittersüße Note. Vielleicht kann es auch für David nicht mehr nur süß schmecken, weil er sich ja auch gotteslästerlich verhalten hat.
    • Vers 4 finde ich auch super: sich herumstehlende Heere, man kennt es ja
    • Droht Joab David in Vers 7f!? Ansonsten finde ich die beiden Verse gut, die spiegeln meine unmittelbare Reaktion auf Davids Verhalten gut wider. Für ihn ist es vielleicht scheiße, weil er noch (irrationale?) Gefühle für seinen Sohn hat, aber als König hat er sich nicht nur um seinen Sohn zu sorgen, sondern auch Verantwortung fürs ganze sich gerade bekriegende Volk!
    • Hat was von Denethor II., dem Gondor scheißegal ist, weil Boromir tot ist.
    • Wie sitzt man denn in einem Tor? Weil er noch nicht wieder in Jerusalem ist und kein angemessenes Haus von Gott geschenkt bekam?
    • Das Gewinsel von Simei hab ich nur überflogen, auch den Part mit Mephiboseth ab Vers 25. Ich erinnere mich, dass ich zwei andere Wichte bei Davids Auszug als Sinnbilder für Sauliten und Absalomiten bezeichnet habe. Ich könnte mir vorstellen, dass die hier ähnlich angelegt sind und man als Leser erfährt, wie David mit ihnen jeweils umgeht - und zwar gut. Insgesamt wird im Kapitel ja gezeigt, wie nett sich David verhält (vgl. auch ggü. Barsillai)
    • Vers 23 kann ich natürlich nicht unkommentiert lassen: da taucht erstmals Satan auf! Emoticon: run
    • Bei den anderen Übersetzungen steht jeweils:
      • Was hab ich mit euch zu schaffen, ihr Söhne der Zeruja, dass ihr mir heute zum Satan werden wollt? (Luther)
      • Was habe ich mit euch zu tun, ihr Söhne der Zeruja, dass ihr mir heute zu Widersachern werden wollt? (Elberfelder)
      • Was habe ich mit euch zu schaffen, ihr Söhne der Zeruja? Warum benehmt ihr euch plötzlich wie Feinde von mir? (Einheitsübersetzung)
      • Menge merkt zusätzlich an, dass Satan mit "Versucher" übersetzt werden könne

    • Mit der Erwähnung hätte ich hier gar nicht gerechnet, deshalb häng ich mich ein bisschen dran auf. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch ein regionaler Götze war, bei dem jeder weiß, worum es geht. Oder einfach ein hebräisches Wort für Feind? Bin auf jeden Fall gespannt, ob der fortan öfter auftaucht. In der Allgemeinbildung hat er sich ja durchaus als DAS BÖSE festgesetzt.
    • Jetzt streiten die darüber, wer mehr Anteil am König hat Kindergarten ey.



    2. Samuel 20

    Achtung Spoiler:
    1 Nun befand sich dort zufällig ein nichtswürdiger Mensch namens Seba, der Sohn Bichris, ein Benjaminit; der stieß in die Posaune und rief aus: »Wir haben keinen Anteil an David und nichts zu schaffen mit dem Sohne Isais! Ein jeder begebe sich in seinen Wohnort, ihr Israeliten!«
    2 Da fielen die Israeliten insgesamt von David ab und schlossen sich an Seba, den Sohn Bichris, an; die Judäer aber blieben ihrem König treu (und geleiteten ihn) vom Jordan bis nach Jerusalem.
    3 Als nun David in seinen Palast nach Jerusalem zurückgekommen war, ließ er die zehn Nebenweiber, die er zur Hut des Palastes zurückgelassen hatte, in ein besonderes Haus bringen und sorgte dort für ihren Unterhalt, hatte aber keinen Verkehr mehr mit ihnen; so lebten sie eingesperrt bis zu ihrem Todestag gleichsam als Witwen bei Lebzeiten (ihres Mannes).
    4 Darauf befahl der König dem Amasa: »Biete mir die Mannschaft von Juda binnen drei Tagen auf und sei du selbst dann hier zur Stelle!«
    5 Amasa machte sich nun daran, die Judäer aufzubieten; als er jedoch über die ihm genau bestimmte Zeit hinaus ausblieb,
    6 sagte David zu Abisai: »Nun wird Seba, der Sohn Bichris, für uns noch gefährlicher werden als Absalom. Nimm du die Leute deines Herrn und verfolge ihn, damit er nicht etwa feste Städte für sich gewinnt und uns viel zu schaffen macht!«
    7 Da zogen denn unter Abisais Führung Joab mit seinen Leuten sowie die (Leibwache der) Krethi und Plethi und alle ›Kriegshelden‹ ins Feld; sie zogen aus Jerusalem aus, um Seba, den Sohn Bichris, zu verfolgen.
    8 Als sie nun bei dem großen Stein in Gibeon waren, kam Amasa ihnen zu Gesicht. Joab aber war mit seinem Waffenrock bekleidet und hatte sich darüber ein Schwert umgegürtet, das ihm in seiner Scheide an die Hüfte gekoppelt war und das er, als er vorging, aus der Scheide herausfallen ließ.
    9 Darauf redete Joab den Amasa mit den Worten an: »Geht es dir gut, lieber Bruder?« Dabei faßte Joab mit der rechten Hand Amasa beim Bart, um ihn zu küssen.
    10 Amasa hatte aber nicht auf das Schwert geachtet, das Joab in der (linken) Hand hatte; so stieß Joab es ihm in den Leib, so daß ihm die Eingeweide auf die Erde herausfielen und er starb, ohne daß er ihm noch einen zweiten Stoß zu versetzen brauchte. Während dann Joab und sein Bruder Abisai die Verfolgung Sebas, des Sohnes Bichris, fortsetzten,
    11 mußte einer von den Leuten Joabs bei Amasa stehen bleiben und ausrufen: »Wer es mit Joab hält und wer für David ist, folge Joab nach!«
    12 Amasa aber hatte sich in seinem Blute gewälzt und lag mitten auf der Straße. Als nun der Mann sah, daß die Leute alle stehenblieben, schaffte er Amasa von der Straße weg aufs Feld und warf einen Mantel über ihn, weil er sah, daß alle, die an ihn herankamen, stehenblieben.
    13 Nachdem er ihn aber von der Straße weggeschafft hatte, zogen alle Leute vorüber hinter Joab her, um an der Verfolgung Sebas teilzunehmen.
    14 Dieser hatte aber alle Stämme Israels bis nach Abel-Beth-Maacha durchzogen (freilich mit geringem Erfolg); nur eben alle Bichrileute waren hinter ihm hergekommen, ebenfalls dorthin.
    15 Nun kamen jene heran und belagerten ihn in Abel-Beth-Maacha; sie führten gegen die Stadt einen Wall auf, der an die Außenmauer stieß; und alle Leute Joabs unterwühlten die Mauer, um sie zum Einsturz zu bringen.
    16 Da (trat) eine kluge Frau (auf die Vormauer und) rief aus der Stadt heraus: »Hört, hört! Fordert doch Joab auf, hierher zu kommen: ich möchte mit ihm reden!«
    17 Als er nun nahe an sie herangekommen war, fragte die Frau: »Bist du Joab?« Er antwortete ihr: »Ja, ich bin’s.« Da sagte sie zu ihm: »Höre, was deine Magd dir zu sagen hat!« Er antwortete: »Ich höre!«
    18 Da fuhr sie fort: »Früher pflegte der Volksmund zu sagen: ›Fragt nur in Abel an!‹, und so kam man glücklich ans Ziel.
    19 Wir gehören zu den friedlichsten, getreusten Leuten in Israel, und du suchst eine Stadt, eine Muttergemeinde in Israel zu zerstören? Warum willst du das Eigentum des HERRN zugrunde richten?«
    20 Da antwortete Joab: »Ganz fern liegt es mir, daß ich zerstören und daß ich zugrunde richten will.
    21 Die Sache liegt nicht so, sondern ein Mann vom Gebirge Ephraim namens Seba, der Sohn Bichris, hat sich gegen den König, gegen David, empört; liefert ihn aus, ihn allein, so ziehe ich von der Stadt ab!« Da erwiderte die Frau dem Joab: »Sein Kopf soll dir alsbald über die Mauer zugeworfen werden!«
    22 Hierauf redete die Frau (in der Stadt) mit ihrer Klugheit auf die ganze Einwohnerschaft so lange ein, bis sie Seba, dem Sohne Bichris, den Kopf abhieben und ihn dem Joab zuwarfen. Da ließ Joab mit der Posaune zum Abzug blasen, und seine Leute zogen von der Stadt ab und zerstreuten sich, ein jeder in seinen Wohnort; Joab aber kehrte nach Jerusalem zum König zurück.
    23 Joab war oberster Heerführer in Israel; Benaja, der Sohn Jojadas, war Befehlshaber (der Leibwache) der Krethi und Plethi;
    24 Adoram war Oberaufseher über die Fronarbeiten; Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler;
    25 Seja war Staatsschreiber; Zadok und Abjathar waren Priester,
    26 und Ira, der Jairit, war ebenfalls ein Priester Davids.


    Bemerkungen/ Gedanken:


    • Einmal mehr halten die Judäer (Juden ) treu zu David, während die Israeliten sich abwenden.
    • David kommt wieder zurück, man vollzieht als Leser also den Rückweg wieder logisch nach und damit, dass David zurück in Jerusalem ist, schließt sich auch der Bürgerkriegs-Bogen. Noch ein paar Aufräumarbeiten (Nebenfrauen wegsperren, Absaloms Heerführer (in Gestalt Amasas) töten und die letzten Widersacher rund um Seba einsammeln.
    • Der Joab ist mir zunehmend als Charakter sympathisch geworden. Der macht für David die ganze Arbeit und hat ihn auch drauf hingewiesen, wie dämlich er sich ggü. seinem Heer nach dem Sieg verhalten hat. Guter Mann, insgeheim vielleicht einer der besten?
    • Mir fällt auch auf, dass wieder eine Frau Vernunft beweist und unnötige Zerstörung verhindert.



    Beim Lesen hab ich aber gemerkt, dass es spannender war, als ich zuletzt im Kopf hatte - ich hab wohl ein Kapitel zu früh den Kopf in den Sand gesteckt
    Daher hab ich jetzt doch drei Kapitel am Stück gelesen, aber eher aus Neugier und nicht, weil es nervt
    Trotzdem werd ich ein paar Sachen sicher überlesen haben. Aus meiner Sicht waren am interessantesten:
    • Absaloms Tod, zwischen Himmel und Erde hängend
    • Das Rumgeheule Davids nach dem Sieg
    • Die Erwähnung von Satan
    • Joab als Figur, die kluge Dinge tut, aber sich auch über den König (bei Absaloms Tod) hinwegsetzt
    Geändert von Mongke Khan (06. Dezember 2020 um 10:17 Uhr) Grund: richtige Kapitelnummern
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  3. #3153
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    Das Königreich Kusch ist so Nubien bis Äthiopien. Kuschiter sind also im allgemeinen recht dunkelhäutig.

  4. #3154
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Aus meiner Sicht waren am interessantesten:
    • Absaloms Tod, zwischen Himmel und Erde hängend
    • Das Rumgeheule Davids nach dem Sieg
    • Die Erwähnung von Satan
    • Joab als Figur, die kluge Dinge tut, aber sich auch über den König (bei Absaloms Tod) hinwegsetzt


    Joab: genau richtig beschrieben. Vielleicht wollte er auch die persönliche Scharte mit Absalom auswetzen, denn Joab selbst hatte ihn ja wieder zurück an den Hof geholt. Absaloms Verrat an David ist ja auch ein persönlicher an Joab.

    Satan: Ist einfach nur das stinknormale hebräische Wort für Gegner/Widersacher. z.B. politische Gegner. David benutzt das hier in diesem Falle für Joab und Abischai. Dieses Wort wurde später theologisch aufgeladen und dann für den Widersacher Gottes verwendet. Joab hat in dieser Szene nichts mit dem Teufel zu tun.

    Benaja: (Vers 23) Anführer der Leibwache, der Krethi und Phleti. Krethi und Plethi sind Kreter und Philister. David hat sich eine Leibwache aus Nicht-Israeliten zusammengestellt. Vielleicht kennt er einige aus der Philisterzeit oder sie sind mit Ittai von Gat gekommen. Das ist ganz typisch. In Athen hatten sie skytische Söldner, in Byzanz die Warägergarde, der Papst die Schweizer Söldner. Man stellt die Leibwache aus Ausländern zusammen, da sie eher dem König Loyal sind und weniger anderen Leuten aus dem Volk. Andere Israeliten haben ja Wurzeln in Israel und wenn der Stamm Benjamin einen Aufstand macht, wäre jeder Benjaminit in der Leibwache auf einmal ein Problem. Deswegen nimmt man für solche heiklen Positionen gerne Ausländer - eben nicht nur in Israel. Die Krethi und Plethi sind im Gegensatz zum Rest der Israelitischen Soldaten ein kleines stehendes Heer. Die anderen sind Heerbann, die im Kriegsfall einberufen werden. (Das bringt die Handlung der Bibel nicht unbedingt voran, ist aber ein nettes Nebenbei... )
    Ihr Anführer heißt Benaja. Dieser Mann wird auch noch im Buch der Könige eine Rolle spielen. Den könnte man sich also merken.

    Man merkt hier auch den Anfang einer königlichen Verwaltung, es werden genannt:
    Heerführer, Oberster Leibwächter, Aufseher über Fronarbeit, Kanzler, Staatsschreiber, 3 Priester.

    Kusch: Wie Flunky sagt: das ist südlich von Ägypten. Der Mann war also wahrscheinlich wirklich schwarz. Menge, der vor 100 Jahren von Political Correctness noch nix gehört hat, übersetzt das mit "Mohr".
    Wahrscheinlich gab es in Davids Armee so wenige Schwarze Menschen, dass die Bezeichnung "Der Kuschit" ausreicht, um ihn zu identifizieren. In der Bibel kommen an ein paar Stellen schwarze Menschen vor, manchmal auch durchaus prominent.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

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  5. #3155
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    2. Samuel 21

    Achtung Spoiler:
    1 Unter der Regierung Davids herrschte einst eine Hungersnot drei Jahre lang, Jahr für Jahr. Als sich David nun an den HERRN mit einer Anfrage wandte, antwortete der HERR, auf Saul und seinem Hause laste eine Blutschuld, weil er die Gibeoniten getötet habe.
    2 Da ließ der König die Gibeoniten kommen und fragte sie – die Gibeoniten gehörten nämlich nicht zu den Israeliten, sondern zu dem Überrest der Amoriter; obgleich nun die Israeliten einen Vertrag (mit ihnen geschlossen und ihn) beschworen hatten, war Saul doch in seinem Eifer für die Israeliten und Judäer darauf ausgegangen, sie auszurotten. –
    3 David fragte also die Gibeoniten: »Was soll ich für euch tun, und womit soll ich Sühne schaffen, damit ihr das Eigentumsvolk des HERRN (wieder) segnet?«
    4 Die Gibeoniten antworteten ihm: »Es ist uns dem Saul und seinem Hause gegenüber nicht um Silber und Gold zu tun, auch kommt es uns nicht zu, jemand in Israel zu töten.« Da fragte er sie: »Was verlangt ihr, daß ich für euch tun soll?«
    5 Da antworteten sie dem König: »Der Mann, der uns hat vernichten wollen und der darauf ausgegangen ist, uns auszurotten, damit in keinem Teil Israels unseres Bleibens mehr sein sollte: –
    6 von dessen Nachkommen liefere man uns sieben Männer aus, daß wir sie vor dem HERRN aufhängen in Sauls-Gibea auf dem Berge des HERRN.« Da sagte der König: »Ich will sie euch geben.«
    7 Der König verschonte aber Mephiboseth, den Sohn Jonathans und Enkel Sauls, um des Schwures beim HERRN willen, der zwischen David und Jonathan, dem Sohne Sauls, bestand.
    8 Der König nahm vielmehr die beiden Söhne, welche Rizpa, die Tochter Ajjas, dem Saul geboren hatte, Armoni und Mephiboseth, dazu die fünf Söhne, welche Merab, die Tochter Sauls, dem Adriel, dem Sohne des Meholathiters Barsillai, geboren hatte.
    9 Er übergab sie den Gibeoniten, und diese hängten sie vor dem HERRN auf dem Berge auf. So kamen die sieben zu gleicher Zeit ums Leben, und zwar wurden sie in den ersten Tagen der Ernte, bei Beginn der Gerstenernte, getötet.
    10 Da nahm Rizpa, die Tochter Ajjas, Sackleinwand und breitete es (als Lager) für sich auf dem Felsen aus, vom Beginn der Ernte an, bis der Herbstregen auf die Toten niederfiel; und sie sorgte dafür, daß bei Tage kein Raubvogel und während der Nacht kein wildes Tier an die Leichen herankam. –
    11 Als man nun David berichtete, was Rizpa, das Nebenweib Sauls, die Tochter Ajjas, getan hatte,
    12 ging er hin und ließ sich von den Bürgern der Stadt Jabes in Gilead die Gebeine Sauls und die Gebeine seines Sohnes Jonathan ausliefern, die sie einst vom Marktplatz in Beth-San heimlich weggeholt hatten, wo die Philister sie damals aufgehängt hatten, als die Philister Saul auf dem Gilboa geschlagen hatten.
    13 Als nun David die Gebeine Sauls und die seines Sohnes Jonathan von dort hatte holen lassen, sammelte man auch die Gebeine der Gehenkten
    14 und begrub sie bei den Gebeinen Sauls und seines Sohnes Jonathan im Gebiet des Stammes Benjamin zu Zela im Begräbnis seines Vaters Kis. Als man so alles nach dem Befehl des Königs ausgeführt hatte, ließ Gott sich von da an für das Land wieder günstig stimmen.
    15 Als einst wieder einmal ein Krieg zwischen den Philistern und Israeliten ausgebrochen und David mit seinen Leuten hinabgezogen war (und sie sich in Gob festgesetzt hatten), um mit den Philistern zu kämpfen, und David ermüdet war,
    16 da war da ein Mann namens Jisbi-Benob, einer von den Riesenkindern; der hatte einen Speer, dessen eherne Spitze dreihundert Schekel wog, und hatte eine neue Rüstung an und gedachte David zu erschlagen.
    17 Aber Abisai, der Sohn der Zeruja, kam ihm zu Hilfe und schlug den Philister tot. Damals beschworen Davids Leute ihn mit den Worten: »Du darfst nicht wieder mit uns in den Kampf ziehen, damit du die Leuchte Israels nicht auslöschest!«
    18 Später kam es dann nochmals zum Kampf mit den Philistern bei Gob. Damals erschlug der Husathiter Sibbechai den Saph, der auch zu den Riesenkindern gehörte.
    19 Dann fand nochmals ein Kampf mit den Philistern bei Gob statt; und Elhanan aus Bethlehem, der Sohn Jaare-Orgims, erschlug den Goliath aus Gath, dessen Speerschaft wie ein Weberbaum war.
    20 Als es dann wiederum zum Kampf und zwar bei Gath kam, war da ein Mann von riesiger Größe, der an jeder Hand sechs Finger und an jedem Fuß sechs Zehen hatte, im ganzen vierundzwanzig; auch dieser stammte aus dem Riesengeschlecht.
    21 Er hatte die Israeliten verhöhnt; aber Jonathan, der Sohn Simeas, des Bruders Davids, erschlug ihn.
    22 Diese vier stammten aus dem Riesengeschlecht in Gath, und sie fielen durch die Hand Davids und seiner Krieger.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Da ist wieder diese (für mich) komische Blutsch-/ Erbschuldsache. Bislang tauchte das innerhalb von Familien auf, jetzt wird es anscheinend auch zwischen Königen "vererbt" (zumindest ist es an David, Sauls Fehler zu korrigieren). Mal wieder im Zusammenhang mit einer Hungersnot.
    • Der Glaube an den HERRN hat sich mittlerweile auch gut herumgesprochen, wenn die Gibeoniten als Nicht-Israeliten an ihn glauben.
    • Sogar gegenüber den sterblichen Überresten zeigt sich David gnädig und sorgt dafür, dass alles ins richtige Erdloch kommt
    • Das mit den Riesen hat mich wieder ein wenig zum Schmunzeln gebracht. Das kommt so random, nachdem mit den Überresten der Saul-Familie aufgeräumt wurde. Vor allem der mit 6 Fingern und Zehen an jedem Gliedmaß
    • Ich hab gesehen, dass als nächstes wieder ein Lied kommt. Da nehm ich mir nen eigenen Post dazu denk ich
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  6. #3156
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    Der arme Goliath, jetzt ist er zum zweiten Mal erschlagen. Ob das wohl der Sohn dessen war, den David als junger Bursche erschlagen hat?

    Onkel und Neffe in einem Satz, beide heißen Mephiboseth, der Lahme wird verschont.

  7. #3157
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    Was bringt es, die sieben Familienmitglieder Sauls "in den ersten Tagen der Ernte" umzubringen? Da sind die doch schon viel zu spät dran! Sollte das nicht bei der Ausaat geschehen?

  8. #3158
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    Das wirkt auf mich ja beinahe wie bei den Menschenopfern Zwar nur indirekt, aber Leute auswählen, die in den Tod geschickt werden um Gott milde zu stimmen. Gefällt mir nicht.

  9. #3159
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    Naja... es ist ein bisschen so wie wenn Namibia jetzt von Deutschland Entschädigung fordert für den Genozid an den Herero.

    Saul hatte die Gibeoniten verfolgen lassen, obwohl sie einen Vertrag mit Israel hatten, dass sie in ihren Städten bleiben durften. Was hat Saul mit dem geraubten Land gemacht? An seine Familie und seine Benjaminiten verteilt. Man hat sich aber nicht drum geschert, auch David nicht. Vielleicht war man sich des Problems gar nicht bewusst.
    Ist ja heute eben bei den Themen Sklaverei und Kolonialismus nicht viel anders. Die Vorfahren haben sich daneben benommen, wir haben damit aufgehört, aber die Folgen wirken sich bis heute aus. Wie stellt man jetzt Gerechtigkeit wieder her? Und David stellt genau diese Frage "Was soll ich für euch tun, Womit soll ich Sühne schaffen?" - Wahrscheinlich würde sich Namibia auch wünschen, dass Deutschland angesichts des Herero-Genozids ihnen diese Frage stellt: "Was sollen wir für euch tun, womit sollen wir Sühne schaffen?"
    Nur ist die Forderung nach Gerechtigkeit damals eine andere als heute. Namibia wünscht sich meine ich finanzielle Entschädigung und Rückgabe aller Kunstgegenstände und Knochen. Die Gibeoniten sagten: Wir wollen kein Geld. Wir wollen auch keine Israeliten töten (also keine Nürnberger Prozesse in ganz Israel, damit alle dran kommen, die sich an dem Verbrechen beteiligt haben) Sie wollen nur ein symbolisches Todesurteil an 7 von Sauls Nachkommen. Für uns erscheint das viel, weil wir das Konzept der kollektiven Schuld nicht mehr vertreten. Für damalige Verhältnisse war das anscheinend wenig, so liest sich jedenfalls der Text.
    Und als das vollzogen ist, ist die Gerechtigkeit wieder hergestellt.
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  10. #3160
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    Heute also das Lied (gestern war P&P, da hab ich traditionell keine Zeit für Storys):

    2. Samuel 22

    Achtung Spoiler:
    1 Das folgende Lied richtete David an den HERRN zu der Zeit, als der HERR ihn aus der Hand aller seiner Feinde und (besonders) aus der Hand Sauls errettet hatte. Er betete (damals):
    2 Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Erretter;
    3 Gott ist mein Fels, zu dem ich mich flüchte, mein Schild und das Horn meines Heils, mein fester Turm und meine Zuflucht, mein Erretter, der von Gewalttat mich rettet.
    4 Den Preiswürdigen rufe ich an, den HERRN: so werd’ ich von meinen Feinden errettet.
    5 Denn die Wogen des Todes hatten mich umringt, die Ströme des Unheils schreckten mich,
    6 die Netze des Totenreichs umfingen mich, die Schlingen des Todes fielen über mich[1].
    7 In meiner Angst rief ich zum HERRN und schrie um Hilfe zu meinem Gott; da vernahm er in seinem Palast mein Rufen, und mein Notschrei drang zu seinen Ohren.
    8 Da wankte und schwankte die Erde, des Himmels Grundfesten bebten und wankten hin und her, denn er war zornentbrannt;
    9 Rauch stieg auf aus seiner Nase, und fressendes Feuer drang aus seinem Munde, glühende Kohlen sprühten von ihm aus.
    10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, Wolkennacht lag unter seinen Füßen;
    11 Er fuhr auf dem Cherub und flog daher und schoß herab auf den Fittichen des Sturms;
    12 Finsternis machte er rings um sich her zu seinem Gezelt, Regendunkel, dichtes Gewölk;
    13 aus dem Glanz vor ihm her brannten Feuerflammen.
    14 Dann donnerte der HERR vom Himmel her, der Höchste ließ seine Stimme erschallen;
    15 er schoß seine Pfeile ab und zerstreute sie[2], schleuderte Blitze und schreckte sie[3].
    16 Da wurden sichtbar die Tiefen des Meeres und aufgedeckt die Grundfesten der Erde durch das Schelten des HERRN, von dem Zornesschnauben seiner Nase.
    17 Er streckte die Hand herab aus der Höhe, ergriff mich, zog mich heraus aus den großen Fluten,
    18 entriß mich meinem starken Feinde, meinen Widersachern, die zu stark mir waren.
    19 Sie hatten mich überfallen an meinem Unglückstage, doch der HERR ward mir zur Stütze;
    20 er führte mich heraus auf weiten Raum, riß mich heraus, weil er Wohlgefallen an mir hatte.
    21 Der HERR hat mir gelohnt nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände mir vergolten;
    22 denn ich habe innegehalten die Wege des HERRN und bin von meinem Gott nicht treulos abgefallen;
    23 nein, alle seine Rechte haben mir vor Augen gestanden, und von seinen Geboten bin ich nicht abgewichen.
    24 So bin ich unsträflich vor ihm gewandelt und hab’ mich vor jeder Verschuldung gehütet;
    25 drum hat mir der HERR vergolten nach meiner Gerechtigkeit, nach meiner Reinheit, die seinen Augen sichtbar war.
    26 Gegen den Guten erweist du dich gütig, gegen den Redlichen zeigst du dich redlich,
    27 gegen den Reinen erweist du dich rein, doch gegen den Falschen zeigst du dich enttäuschend;
    28 denn du schaffst demütigen Leuten Hilfe, aber stolze Augen erniedrigst du.
    29 Ja, du bist meine Leuchte, o HERR; und mein Gott erhellt meine Finsternis.
    30 Denn mit dir überrenne ich Feindesscharen, mit meinem Gott überspringe ich Mauern.
    31 Dieser Gott – sein Walten ist vollkommen, die Worte des HERRN sind lauter, ein Schild ist er allen, die zu ihm sich flüchten.
    32 Denn wer ist Gott außer dem HERRN und wer ein Fels als nur unser Gott?,
    33 dieser Gott, der mit Kraft mich gegürtet und der meinen Weg ohn’ Anstoß gemacht;
    34 der mir Füße verliehen den Hirschen gleich und mich sicher auf Bergeshöhen gestellt;
    35 der meine Hände streiten gelehrt, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten.
    36 Du reichtest mir deinen schützenden Schild, und deine Gnade machte mich groß.
    37 Du schafftest weiten Raum meinen Schritten unter mir, und meine Knöchel wankten nicht.
    38 Ich verfolgte meine Feinde, vertilgte sie und kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet;
    39 ich vernichtete und zerschmetterte sie, daß sie nicht wieder aufstehn konnten: sie sanken unter meine Füße nieder.
    40 Und du gürtetest mich mit Kraft zum Streit, beugtest unter mich, die sich gegen mich erhoben;
    41 du triebst meine Feinde vor mir in die Flucht, und alle, die mich haßten, vernichtete ich.
    42 Sie blickten nach Hilfe umher – doch da war kein Helfer – zum HERRN – doch er hörte sie nicht;
    43 ich zermalmte sie wie Staub auf dem Boden, wie Kot auf den Gassen zertrat, zerstampfte ich sie.
    44 Du hast mich aus meines Volkes Fehden errettet, mich zum Oberhaupt von Völkern[4] eingesetzt: Völker, die ich nicht kannte, dienen mir;
    45 die Söhne des Auslands huldigen mir, aufs bloße Wort gehorchen sie mir;
    46 die Söhne des Auslands sinken mutlos hin und kommen zitternd hervor aus ihren Schlössern.
    47 Der HERR lebt: gepriesen sei mein Hort!, und erhaben ist der Gott, der Fels meines Heils,
    48 der Gott, der mir Rache verliehen und die Völker unter meine Herrschaft gezwungen,
    49 der mich von meinen Feinden frei gemacht und über meine Widersacher mich erhöht, von dem Mann der Gewalttat mich befreit hat!
    50 Drum will ich dich preisen[5], HERR, unter den Völkern und deinem Namen lobsingen,
    51 dir, der seinem Könige großes Heil verleiht und Gnade an seinem Gesalbten übt, an David und seinem Hause ewiglich!


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Das Lied muss ja schon etwas älter sein, wenn Saul da noch gelebt hat. Die letzten paar Kapitel wirken echt wie so ein Anhang
    • Gott wird ja mit vielen Dingen verglichen oder direkt so bezeichnet:
      • Fels (2x)
      • Burg
      • Erretter (2x)
      • Schild
      • Horn
      • Turm
      • Zuflucht

    • Das sind einerseits Begriffe aus dem kriegerischen Bereich, aber den meisten Begriffen gemein ist eine Schutzfunktion (Schild, Burg, Zuflucht, Turm), die von Bestand ist (Fels, Burg). Der "Erretter" passt da begrifflich am wenigsten dazu. Ich halte fest: Gott ist jemand, der beständigen Schutz bietet.
    • Die Verse 5ff. wirken so, als ob ein Fisch gefangen würde:
      • Wogen des Todes
      • Ströme des Unheils
      • Netze des Totenreichs
      • Schlingen des Todes

    • So ein kleiner Fisch im großen weiten Meer, von Wellen getrieben und von Netzen gejagt ist ein starker Kontrast zu dem beständigen Schutz. Verbunden werden beide Themenwelten über das zweimalige Nennen von "Fels" (zumindest denke ich dabei an einen Fels in der Brandung)
      Ich halte fest: David (als Mensch) ist ein der unwirtlichen Umwelt und Feinden ausgesetzter Wicht
    • Die Interaktion zwischen beiden wird von David in Vers 4 mittels eines "Notschreis" (V. 7) initiiert.
    • Bei der folgenden Beschreibung der Reaktion Gottes musste ich an einen (gewaltigen) Drachen denken:
      • Erde und Himmel erzittern
      • Rauch aus der Nase
      • Feuer aus dem Mund
      • glühende Kohlen
      • Reitet auf dem Wind (Drachen können Fliegen)

    • Wolkennacht ist ein geiles Wort
    • Es wurden bis 14 schon alle Elemente erwähnt, alle sind unruhig:
      • Erde, Fels: damit wurde Gott charakterisiert bzw. diese erzittert
      • Wasser: darin zappelt David
      • Feuer: speit Gott
      • Wind: darauf reitet Gott

    • Das ist, finde ich, ein starkes Bild: wenn Gott wütend ist, erzittern Himmel und Erde und alle Elemente sind unruhig. Krasser Dude.
    • Die Unruhe wird durch den Begriff der Stütze in Vers 19 beruhigt. Der Text wird ab da ruhiger und es wird erklärt, was Gott dazu bewegt hat (Davids Gerechtigkeit, Reinheit und Treue)
      Ich halte fest: um den rechtschaffenen und treuen Mann zu retten, setzt Gott sprichwörtlich Himmel und Erde in Bewegung und vollbringt menschenunmögliches.
    • Das fasst David im Lied in Vers 26 auch zusammen: "Gegen den Guten erweist du dich gütig". Das Adverb(?) "enttäuschend" fand ich als Kontrast merkwürdig, da haben die Übersetzungen auch verschiedene Begriffe gewählt. "falsch gegen den Falschen" (EU) ist etwas besser, am meisten sagt mir Luther mit "gegen die Verkehrten bis du verkehrt" zu. Das klingt so, als ob sich Gott abwendet - was wir bei Saul ja beobachtet haben. Da hat Gott nicht mehr reagiert.
    • Es folgt mehr Lobhudelei, am ehesten fällt mir in Vers 28f ins Auge, dass David Gott vereinnahmt ("meine Leuchte", "mein Gott", "mit meinem Gott") bevor er wieder "allen" zur Verfügung gestellt wird ("Dier Gott", "ein Schild ist er allen"). Das würde ich folgendermaßen deuten: Gott ist einerseits etwas, zu dem man einen ganz persönlichen Bezug hat und gleichzeitig etwas, das einer Gemeinschaft Sinn stiften kann (im Text als gemeinsamer Schild, hinter dem man sich flüchtet). Man kann sich auf ihn verlassen, egal ob man alleine oder in Unterdrückung versammelt ist. In beiden Situationen ist er ein Schild (Vers 3 für alleine, Vers 31).
    • Vers 32 ist eine rhetorische Frage, die sich sogar tautologisch liest: Gott ist einzigartig.
    • Ab Vers 33 kommt eine weitere Dimension Gottes dazu: er macht David zum Krieger, auch hier ganzheitlich von Kopf bis Fuß:
      • Mit Kraft gegürtet (Hüfte)
      • Füße, den Hirschen gleich
      • Hände, die streiten gelehrt wurden
      • Groß geworden durch Gnade (Körperlänge)
      • Knöchel wanken nicht

    • Als Krieger kann David "verfolgen, vertilgen, vernichten, zerschmettern, zermalmen, zerstampfen" und fremde Völker unterwerfen. Das ist für eine unbarmherzige und gefährliche Welt sicher nützlich, lässt mich heute aber eher erschauern. Solche "Gotteskrieger" können mir gerne gestohlen bleiben. Ich verstehe aber, woher dieses Gotteskriegergedöns kommt, wenn ich dieses Lied so lese.
    • Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass in der ersten Hälfte Gott selbst Feinde (mit Blitzen etc.) angreift, das danach aber David überlässt. Sobald der alleine (von Gottes Hand geleitet, ja, aber alleine) kämpfen kann, tut er es auch. Könnte man vielleicht festhalten als: Gott gibt Hilfe zur Selbsthilfe und macht nicht selbst alles. Er ist wie ein Vater, der dem Kind laufen beibringt (das passt auch sehr gut zum Text, in dem David auf durch Gottes Hilfe nicht mehr wackligen Beinen steht). So interpretiert liest sich das sozialliberal
    • Dafür wird Gott gepriesen. Kann man das eigentlich gewaltverherrlichend nennen? Das wäre eine sehr moderne Verwendung des Begriffs für ein weniger modernes Schriftstück. Aber es kommen "Gewalt" und "Herr" drin vor, irgendein Wortspiele ginge schon. Ich kann mir auf jeden Fall gut vorstellen, dass bei Predigten heutzutage eher die erste Hälfte des Liedes betont wird bzw. die zweite Hälfte sehr viel abstrakter interpretiert wird (vielleicht wird dieses Selbsthilfethema aufgegriffen?)
    • Das Lied enthält auf jeden Fall viele rhetorisch starke Bilder und Sprüche, die man sich als Wandtattoos in die Kirchen hängen kann


    Zusammengefasst:
    • Gott ist ein unbeweglicher Fels. Er ist erstmal nur.
    • Der Mensch, David, wird gejagt und gehetzt wie ein kleiner Fisch. Aber ein rechtschaffener Fisch.
    • In seiner Not wendet sich der Mensch an Gott, der aktiv wird, wenn der Mensch rechtschaffen ist. Bis hier alles cool.
    • Gott leitet den Menschen an.
    • Aus dieser Symbiose geht der unbezwingbare Krieger hervor, der alles um sich herum unterwerfen kann.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  11. #3161
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Nice, es geht weiter.
    Und schön das Lied zusammengefasst.

    Grade bei den Zeilen wo er seine Rechtschaffenheit betont, hat man den Eindruck er hat dieses Lied vor seinem Ehebruch geschrieben.
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  12. #3162
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Das passt auch mehr zur Zeit, in der er verfolgt wurde etc.

  13. #3163
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Der göttliche Eingriff bei seinen Siegen wirkt aber stark übertrieben, dünkt mir.

  14. #3164
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    Lyrik Das habe ich auch bei DHDR immer übersprungen.

  15. #3165
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Lyrik Das habe ich auch bei DHDR immer übersprungen.
    Oh oh...

    Das Alte Testament ist sehr mit Lyrik durchzogen. Alle Propheten haben lyrische Texte, und alle Weisheitsbücher.
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