Missionsjahr 5 – Jahr 2058, Das Schicksalsjahr der Erde
Abgabefrist Donnerstag, 22.09.2022 um 24 Uhr
Das zurückliegende Missionsjahr 4 war auf dem roten Planeten ein schon beinahe idyllisches Marsjahr. Die lebensfeindliche Umgebung auf dem Mars verlangt Mensch und Technik zwar nach wie vor viel ab und einige der Kolonien hatten in der Folge Verletzte oder sogar Tote zu beklagen. Dennoch blieb es abgesehen davon bemerkenswert ruhig, die gefürchteten Staubstürme kamen dieses Jahr nicht über lokal begrenzte Sturmzentren hinaus und trafen keine einzige Kolonie. Und selbst der im Spätsommer mit einiger Besorgnis betrachtete Asteroid Dabog wurde von der Roskosmos-Mission schon fast mit Leichtigkeit so abgelenkt, dass er keinen Schaden anrichten konnte.
Darüber hinaus beginnt mit der Space Science Collaboration das erste marsweite Forschungsprojekt, an dem sich eine Vielzahl von Kolonien beteiligen. Zwar kann nicht jede der in der SSC versammelten Koloniebasen gleich viel beisteuern, so fällt der Beitrag von Europolis und Adélie durch viele andere Projekte dort im ersten Jahr eher bescheiden aus. Die Zusammenarbeit der übrigen Teilnehmer trägt aber recht schnell Früchte in der Form von zwei Projekten, die ziemlich weit voran schreiten:
1. Gentechnisch veränderte Flechten: Bereits einsatzbereit ist eine gentechnisch speziell an den Mars angepasste Landkartenflechte, die in der dünnen Marsatmosphäre an allen Orten unterhalb der -4 km Grenze überlebensfähig wäre. Das würde unter anderem die gesamte nördliche Tiefebene inkl. Teilen der Nordpolarkappe, Hellas Planitia und die Valles Marineris umfassen. Anders als die unveränderte Art ist diese Flechte beinahe schwarz und wächst, da sie auch radioaktive Strahlung umsetzen kann, auf Felsen für eine Flechte vergleichsweise schnell. Mit ihrer Hilfe könnte man, auch wenn es natürlich immer noch Jahre beanspruchen würde, die Bodenqualität an ihrem Standort langsam verbessern. Salzpflanzen um die für Nutzpflanzen schädlichen Salze zu entfernen, wären danach aber immer noch erforderlich.
2. Nitrophyten «Stickstoffsucher». Stickstoff ist auf dem Mars rar, jedoch teilweise im Marsstaub vorhanden. Da das Arbeiten mit dem Marsstaub für Menschen aber sehr problematisch ist, lässt sich bislang mit vertretbarem Aufwand kaum identifizieren, ob ein Gelände stickstoffhaltigen Staub beinhaltet. Mit für den Mars gezüchteten, salzresistenten Sorten von Brennnesseln und Sauerampfer könnte man ein bestimmtes Areal mit mobilen Planen überdachen, unter einen minimalen Druck setzen und anhand des Wachstums der Nitrophyten-Mischung schnell herausfinden, ob das Gelände über ausreichend Stickstoff verfügt.
Ein drittes Projekt, das sich mit der Verbesserung der biologischen Sauerstoffproduktion beschäftigt, ist derzeit noch nicht spruchreif, hat nach Auskunft vieler Forscher aber einiges Potenzial, so dass man es gerne weiter verfolgen würde.
Eine weitere kleine technische Verbesserung gelang den Ingenieuren der NASA und der CNSA unabhängig von einander (wenngleich man eine gewisse gegenseitige Beeinflussung nicht ganz ausschliessen kann, die Ingenieure sprechen schliesslich miteinander): Sie optimierten die vorhandenen CO2-Anlagen zur Sauerstoffherstellung und waren in der Lage die Produktion um etwa 3% zu steigern. Das klingt möglicherweise nicht nach viel, macht auf das ganze Jahr gerechnet aber trotzdem einige tausend m3 Sauerstoff aus, welche die Anlagen der beiden grossen Missionen nun mehr produzieren. Die Ingenieure von SpaceX, die ihre Kollegen bei der NASA gut kennen und sich öfters mal mit ihnen austauschen, konnten das Verfahren einige Zeit später relativ einfach für ihre Anlagen adaptieren und lieferten so den Beweis, dass die Übernahme der Technik auch für andere Kolonien möglich wäre.
Die Hiobsbotschaften von der Erde erreichten den roten Planeten im marsianischen Herbst. Eine Zunahme von Naturkatastrophen war seit längerem zu registrieren, die verheerenden Dürren in Nordafrika, Zentralasien und Indien waren nur die letzten aus einer langen Liste. Doch als am verheerendsten sollte sich die Sturmsaison über dem Pazifik herausstellen. Die fortwährende Erwärmung des Pazifischen Ozeans hatte sich seit Dekaden angekündigt und wurde 2057 durch einen unterseeischen Vulkanausbruch noch mal verschlimmert. Das Sturmtief, aus dem der Supertaifun Damian und der spätere zweite Sturm über Kalifornien entstehen sollten, war in seiner Stärke und Ausdehnung beispiellos und zog eine bis dato ungekannte Spur der Verwüstung über Ostasien, Südostasien, Kalifornien und Mexiko. Vorläufige Schätzungen, in den Wochen nach den Stürmen immer wieder nach oben korrigiert, gehen von einer Viertelmillion Opfern aus, deren Tod direkt auf die Stürme zurück zu führen ist. Dadurch dass Damian aber auch überall in den betroffenen Regionen Infrastrukturen zerstörte, beim Sachschaden gehen die Schätzungen in unvorstellbare Billionenbeträge, werden auf längere Sicht durch ausbleibende Versorgung noch viel mehr Tote zu erwarten sein. Durch die Schäden des Sturms sind nicht nur einen Reihe von Marsmissionen ganz oder teilweise vom Nachschub abgeschnitten, weil schlicht ihre Startplätze zerstört wurden, sondern erneut ist die Elektronikindustrie stark betroffen. Während beim Südostasien-Crash andere Herstellerregionen die Ausfälle zumindest teilweise ausgleichen konnten, hat Damian ausnahmslos alle wichtigen Hersteller schwer getroffen.
Nachschub:
Kein Nachschub von Elektronik möglich
Mehrere Missionen teilweise eingeschränkt oder ganz ausgeschaltet