Missionsjahr 10 – Jahr 2068, die zweite Phase
Abgabefrist Freitag, 02.06.2023 um 24 Uhr
Nach einem Jahrzehnt relativer Ruhe, das auf den Hyperkan Damian auf der Erde folgte, sind auf dem blauen Planeten in den vergangenen Jahren eine Reihe alter und neuer Konflikte wieder ausgebrochen. Auf den Zerfall Kasachstans folgte der Krieg in Kirgisien und Usbekistan und nicht lange nach dem Feldzug Ägyptens gegen Äthiopen brach mit Saudi-Arabien direkt der nächste Konflikt aus. Und das sind nur die beiden grössten Konfliktherde, welche die Nachrichten dominieren, in über einem Dutzend anderer Regionen der Welt toben mal mehr oder weniger intensiv geführte mittelgrosse Konflikte. Die lassen sich fast alle in irgendeiner Form auf die Folgen des Klimawandels zurück führen, so war der Ursprung der beiden grossen Kriege beispielsweise schlichtweg der Mangel an Wasser. Für die Marsmissionen hat das insofern Auswirkungen, als dass sich hierdurch auf der Erde derzeit zwei Denkschulen hinsichtlich des roten Planeten streiten:
Eine Minderheit argumentiert, dass die Besiedlung des Sonnensystems angesichts der Gefahren für die menschliche Zivilisation umso wichtiger geworden sei. Zudem sei der Mars ein wertvolles Labor, das für die Heimat schon durchaus wertvolle Arbeit geleistet habe. Gerade auf dem Gebiet der Biotechnologie wurden zuletzt viele wissenschaftliche Durchbrüche auf dem Mars gemacht. Der rote Planet sei auch für die Atmosphärenmanipulation, welche die Clovis Corporation nun mit ihrem Geoengineering betreibt, eine ideale Testumgebung gewesen, schliesslich habe man dort im Falle eines Fehlschlags keinen Schaden anrichten können. Und dann wird vor allem aus den Reihen mancher Fortune 20 Megakonzerne argumentiert, dass der Mars schon allein aufgrund seines Ressourcenreichtums einen grossen Wert für die Erde besitze.
Jedoch scheint im Moment eher die sogenannte "GEA-Position" die Mehrheit im politischen Diskurs zu sein (auch wenn die GEA in der Frage selber gar keine offizielle Position vertritt). Demnach müssen alle anderen Aktivitäten gegenüber der Lösung der Probleme auf der Erde zurück gestellt werden. Die milliardenteure Kolonisierung des Mars sei nach den Kriterien der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit neu auszurichten. Und darüber hinaus müsse man sich viel mehr überlegen, in welcher Form die aufgelaufenen Kosten für die Besiedlung des roten Planeten in irgendeiner Form wieder amortisiert werden können.
Sollte sich die zweite Position allgemein durchsetzen, könnte das für den Mars bedeuten, dass die mehr oder weniger bedingungslosen Budgets mittelfristig ganz weg fallen könnten und Versorgung von der Erde nur noch im Austausch für Gegenleistungen verfügbar wären. Davon war auf lange Sicht zwar ohnehin auszugehen, der Zeitpunkt könnte aber schon viel früher kommen als angenommen.
Andererseits ist mit der Fertigstellung des Subashii-Tethers in der Umlaufbahn der Erde die Heimat viel näher an den Mars heran gerückt. Waren können nun mit einem viel geringeren Aufwand zwischen den Planeten transportiert werden und nur die derzeit noch begrenzte Kapazität - und die Tatsache dass ein Grossteil besagter Kapazität schon in langfristigen Verträgen gebunden ist - macht die bisherige Raketentechnik überhaupt noch weiter sinnvoll. Es ist davon auszugehen, dass nun die zweite Phase der Marskolonisierung anbrechen könnte, mit einer sich bald beschleunigenden Zahl an Aussiedlern von der Erde. Denn Kandidaten gibt es nach wie vor bei allen Missionen genug, nur die hohen Anforderungen hielten sie bislang noch etwas zurück. Nachdem aber immer mehr der Marsmissionen nun anfangen die extrem hohen Voraussetzungen für die Kolonisten zu senken, könnten die "alteingesessenen" Siedler nach der Einschätzung mancher Analysten schon in wenigen Marsjahren in der Unterzahl sein.
Und dann ist da noch die plötzliche Begeisterung für die Jupiter-Missionen, die auf der Erde völlig entgegen des allgemein Trends zu mehr Kritik an den Raumfahrtmissionen ausgebrochen ist. In den diversen Talk-Runden auf den marsianischen Radiosendern wird dieser Tage gerne darüber beraten, wodurch sich diese erklären lasse. Hat die Entdeckung einer frühen Form von Leben auf dem Jupitermond Europa die Begeisterung ausgelöst? Hat der Mars im Vergleich an Attraktivität verloren, entweder weil immer mehr Menschen auf ihm unterwegs sind und er nicht mehr so geheimnisvoll ist oder weil gerade in den sozialen Medien auf der Erde immer mehr die Aktivitäten der Fortune 20 auf dem Mars im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen? Oder befeuern die grossen Raumfahrtagenturen die Argos-Mission, um ihre Budget gerade angesichts der Kritik an ihrer Arbeit weiterhin zu rechtfertigen?