Ich habe am Freitag mal wieder Musik bei einem Sommerfest gemacht. Die Lokalität ist umgeben von einem großen Alten- und Pflegeheim.
Man sieht da diese alten Menschen, die gar nix mehr können, d.h. die Angehörigen kauen denen sogar den Kuchen vor und reichen den dann per Löffel, man hofft dann nur, selbst nicht so zu enden, und man vorher den Löffel ( selbstbestimmt ) abgibt.
Also an dem Abend kam dann auch ein Rollstuhlfahrer zu der Clubfeier, kein Thema, er hat sich dann auch mit einer alleinstehenden älteren Dame unterhalten und sogar Discofox mit Rolli getanzt. Das Mädel hatte dann aber nach 15 Minuten keinen Bock mehr ( ich konnte das wunderbar beobachten, da dies alles 4 - 5 Meter von mir stattfand ) und statt dem Mann dies zu sagen, haute sie lieber ganz von der Feier ab ( dies war keinesfalls so geplant, 1. hatte sie ein paar Single - Männer an der Angel, die sehr traurig guckten als sie ihr entschwinden bemerkten und 2. sollte sie noch eine Ehrung bekommen )
Danach saß der Mann in seinem Rolli völlig alleine an der Theke, stundenlang ( der Mann war " nur " körperlich behindert, querschnittslähmung, er war so ca. 40 Jahre alt und sah ganz normal aus ), trank wenig, da er nur sehr wenig Geld mithatte, hab ich zum Schluß bemerkt, als er seinen Brustbeutel herausholte und da nicht viel Geld drin war, jedesmal wenn ihn einer ansah, schmiß er die Arme hoch, wollte mitfeiern, mittanzen, mit dabei sein, aber alle, wirklich alle ignorierten ihn, bis er nach 4 Stunden völlig deprimiert von dannen zog, ich hab ihn nach dem Abbauen der Anlage noch gesehen, er rollte gerade an meinem Auto vorbei.
Da denkt man immer in Köln hätte man schnell Kontakt, aber nix, mir tat dieser Mensch unglaublich leid, es läuft mir bis heute hinterher, die ganze Zeit muss ich dran denken, wie es wäre, wenn man selbst so einsam wäre, wenn man nicht mehr dem Normalbild entspräche, in einer Gruppe nur noch Beine sähe, ignoriert würde.
Ich bin aber auch selbst nicht hingegangen, war müde, ware eine lange Feier und ich hatte Angst, dass ich, wenn ich ein Gespräch anfänge, nicht mehr wegkäme.
Genauso laufe ich auch vor älteren Bekannten - Verwandten weg, weil ich immer Angst habe, die würden mich zutexten und man käme aus Höflichkeit nicht mehr weg.
Klar stehe ich in der Straßenbahn auf, wenn ein älterer Mensch keinen Sitzplatz hat und biete meinen Platz an, klar helfe ich Rollstuhlfahrern über Treppen hinweg, ich bin immer bereit, körperlich zu helfen, nur bin ich nicht bereit, ihnen mal zuzuhören, Zeit zu geben, vielleicht wäre dies aber viel eher angebracht, wahrscheinlich ist es schlimmer, dass niemand mit einem redet ( außer den Menschen, die dies beruflich / verwandschaftlich müssen ), als dass sie mal ein Stufe nicht hochkommen.
Ich nehme mir es immer wieder vor, es bei der nächsten Gelegenheit mal nicht Mitleid sonder Zeit zu geben, und scheitere doch immer wieder, immer hab ich angeblich was besseres vor.
Geht es euch ähnlich, oder wie reagiert Ihr bei solchen Gelegenheiten?