Wobei ich der Meinung bin, dass Rhetorik und Wählersympathie nichts mit dem politischen Programm zu tun hat. Auch FDP- oder CDU-Positionen kann ich entweder a) so formulieren, dass alle denken, sie kriegen was geschenkt oder b) so formulieren, dass alle verstehen, warum es sinnvoll wäre. Beides stünde unter Populismus-Verdacht, aber "b)" wäre halt einfach das, was CDU/FDP und derzeit auch SPD und Grüne mal dringend nötig hätten.
Das fällt für mich unter eine der Sachen, die ich bis heute nicht verstehe: Warum VWL/BWL nicht schon längst Schulfächer geworden sind. Das unter "Sozialkunde" zu subsumieren, ist einfach eine trottelige Idee. Es gäbe im Übrigen noch so einige andere Themen, die ich zu Schulfächern erheben würde.
Aber das ist trotzdem nur ein Teil des Problems. Der entscheidende Teil ist, dass Talkshows sehr entlarvend dabei sind, wenn man von Politikern verlangt, ihre Positionen und deren Vorteile verständlich auszudrücken. Da sind uns die Engländer einfach um ganze Pinocchio-Nasenlängen voraus.
Bei uns firmiert das unter P/W (sprich: Politik und Wirtschaft), was aber im Prinzip auch eine Mogelpackung ist. Da macht man wirklich nur ganz grundlegende Dinge, wie z.B. Sozialstaat (oberflächlich) und "Betriebswirtschaft" (und da nur die ganz banalen Dinge). Allerdings scheint das schon ein Fortschritt gegenüber dem Gemeinschaftskundeunterricht von früher zu sein, wenn ich da den dienstälteren Lehrern Glauben schenken darf. Über die Hinzunahme der "Wirtschaft" sind übrigens die wenigsten Politiklehrer glücklich, und entsprechend ist dann auch die Akzentsetzung im Unterricht. Zudem fehlt wohl einigen das Wissen, um neben dem politischen, auch ein ökonomisches Grundwissen zu vermitteln.
Wir sind uns da also einig, dass Politik/Sozialkunde und "Wirtschaft" als getrennte Fächer unterrichtet werden sollten, wie das bereits an einigen Wirtschaftsgymnasien langsam aufkommt.
Langfristig wäre mMn wünschenswert, das in dieser Form schon verpflichtend ab Ende der Mittelstufe einzuführen, da die Grundlagen sicher noch für jeden leicht verständlich sind. Wenn ich mir aber den Trend an hessischen Schulen ansehe bzw. darüber höre, scheint die Entwicklung erfreulicherweise in diese Richtung zu gehen.
Und wenn dadurch ein Großteil der späteren Wähler für ökonomische Themen verständig gemacht werden kann, ist damit m.E. mehr gewonnen, als man vielleicht denkt.
Geändert von Doppelkopf (03. Dezember 2007 um 21:49 Uhr)
Wir kürzen also die "Politik" zugunsten der "Wirtschaft", nur am Ende damit doch wieder "Politik" besser zu vertstehen. Klingt doof, macht aber Sinn.
P.S. Ja, "macht"...
Every move you make
Breaks me, breaks me
Every smile you fake
Breaks me, breaks me
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"In Büschelskamp kommt Huckelpflaster."
"Ich hab mir'n Scheiß gewünscht."
Wer redet denn von kürzen? 2 Stunden Politik ab Klasse 7 und ab Klasse 8 zusätzlich 2 Stunden Wirtschaft.
Den Rotstift würde ich eher bei Kunst und Musik ansetzen, die ich wiederum ab Klasse 7 zu Wahlfächern erklären würde.
Das ist dein Wunsch. Der ist aber momentan noch nicht Realität.
Und ich fürchte, er wirds so schnell auch nicht werden...
Every move you make
Breaks me, breaks me
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Breaks me, breaks me
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"In Büschelskamp kommt Huckelpflaster."
"Ich hab mir'n Scheiß gewünscht."
Tjo, leider.
"If you’re going to be thinking anyway, you might as well think big."
Donald Trump
Wieso streichen? Kürzt die Ferien pro Jahr um 4 Wochen.
Dann hast du ja immerhin was gemeinsam mit Oskar Lafontaine:
Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=...&teil_gesamt=2Zitat von Oskar Lafontaine
"If you’re going to be thinking anyway, you might as well think big."
Donald Trump
Wenn ich mir so anschaue, welche Schwierigkeiten auch studierende Forumsmitglieder haben, eine passende Geldanlage auszuwählen, dann weiß ich, dass das Prinzip hat, dass Wirtschaft nicht an Schulen gelernt wird. Die ganzen Banken und Versicherungen müssten dramatische Renditeeinbußen hinnehmen, wenn ihre Kunden tatsächlich Grundlagenkenntnisse hätten.
Wirtschaft und genauso Jura gehören eigentlich zur Allgemeinbildung und sollten an allen Schulen gelehrt werden.
Wieso grad die Engländer? Ich glaube eher, dass es von der Person und nicht von der Nationalität abhängt.Aber das ist trotzdem nur ein Teil des Problems. Der entscheidende Teil ist, dass Talkshows sehr entlarvend dabei sind, wenn man von Politikern verlangt, ihre Positionen und deren Vorteile verständlich auszudrücken. Da sind uns die Engländer einfach um ganze Pinocchio-Nasenlängen voraus.
Das wiederum würde ich niemals.
Natürlich hat es mit der Person zu tun.
In diesem Fall aber hat es auch mit dem politischen System oder dem politischen Umfeld zu tun. Erstens ist das englische Wahlsystem ein komplettes Direktwahlsystem ohne die Listenmandate, also muss jeder Politiker sich auch selbst den Wählern stellen. Zweitens ist auch das englische Parlament ein Rede-Parlament. Schau dir dort mal Parlamentsdebatten an, da wird richtig diskutiert, da wird gestritten, da wird Politik gemacht. Der Deutsche Bundestag hat demgegenüber eher Deklarationscharakter. Ergebnisse oder Positionen werden dort deklariert. Die eigentliche Arbeit, der eigentliche wirkliche Streit, bei dem man seinen Gegner überzeugen muss, wird in den Arbeitskreisen geleistet.
Das ist natürlich jetzt verkürzt, und das deutsche System hat selbstverständlich auch seine Vorteile, aber was die rhetorischen Fähigkeiten angeht, ist England besser geschult. Das fängt ja im Übrigen schon damit an, dass es auch an fast jeder Schule dort Rhetorik-Gruppen gibt. Was im Übrigen auch wiederum hilft, sich besser gegen die Verlockungen von Rhetorik zu wappnen. Gleiches Spiel wie mit BWL-Erziehung.