Die seltenen Riesenkalmare paaren sich vermutlich auf Verdacht, wenn sie einen Artgenossen entdecken. Das hat ein neuseeländisch-deutsches Forscherteam bei seinen Untersuchungen an den in den Tiefen der Ozeane lebenden Tiere herausgefunden, berichtete der Zoologe Volker Miske vom Meeresmuseum in Stralsund. Dort wird derzeit ein rund sechs Meter langes Exemplar aus Neuseeland präpariert. Mit einer Länge von bis zu 15 Metern sind Riesenkalmare (Architeuthis) die größten bekannten Weichtiere.
Als Grund für ihr Paarungsverhalten vermutet Miske das seltene Aufeinandertreffen der Tiere. "Begegnungen in den ewig dunklen Meerestiefen von 300 bis 1.000 Meter sind sehr selten", sagte er. Deshalb nutze ein männlicher Kalmar vermutlich die Gelegenheit, einem Artgenossen sein Sperma zu injizieren - egal, ob Männchen oder Weibchen. Mit der Penisspitze setzt er dafür bis zu zehn Zentimeter lange Spermienbehälter unter die Haut seines Gegenübers. Miske und sein neuseeländischer Kollege Steve O'Shea hatten bei dem männlichen Meeresriesen entsprechende Spermienbehälter gefunden. Sie gehen davon aus, dass sie von einem anderen Männchen stammen.
Bislang wurde laut Miske noch nie ein lebender Kalmar in seinem natürlichen Lebensraum beobachtet. Nach Angaben des Meeresmuseums gibt es weltweit nur etwa 200 wissenschaftliche Nachweise. Etwa 20 Tiere seien in einem so guten Zustand erhalten, dass sie in Museen präsentiert werden könnten, erklärt der Stralsunder Meeresbiologe Götz Reinicke.
Der Riesenkalmar, den Miske untersucht hatte, war im vergangenen Jahr vor Neuseeland aus dem Meer gefischt worden. Das präparierte Tier soll von Juli an in dem Museum zu sehen sein - in einem sechs Meter langen, gläsernen Spezialbehälter.