Prinzessin Anne ist wegen der Beißlust ihres Bullterriers Florence vorbestraft. Doch der aggressive Vierbeiner hätte vielleicht niemals zwei Kinder schwer verletzt, einen der Lieblings-Corgies der Queen zerfleischt und zusätzlich noch einer Kammerzofe ins Knie gebissen, wenn die Tochter von Königin Elizabeth II. mit dem Tier einen "Doga"-Kurs besucht hätte.
Die Seminare, deren Titel die Worte "dog" (für Hund) und "yoga" kombinieren, sind der neueste Schrei im Haustier-verrückten Königreich. Wer seinem abgespannten Liebling in der stressigen Metropole London etwas Gutes tun will, summt mit ihm unter fachkundiger Anleitung das "Om" auf der Isomatte im Park. "Hunde-Swimmingpools, Hundefriseure und Hundemaniküre sind so was von out!", stellte die BBC die neue verfeinerte Art der Doggie-Pflege vor, die jetzt von Amerika aus den Weg nach Europa gefunden hat. "Schon nach ein paar Minuten scheinen auch die widerspenstigsten Teilnehmer ausgeglichener zu sein, entspannen sich und werden ruhiger", begeistert sich Tiertherapeut Dan Thomas von Pet Pavilion, dem Unternehmen, das Yoga-Workshops in London anbietet.
Die amerikanische Yoga-Lehrerin Suzi Teitelman versammelt Herrchen, Frauchen und deren Pudel, Setter oder Pekinesen um sich im Battersea Park in Londons Südwesten. Dort werden die Vierbeiner an den Vorderpfoten sanft in die Luft gehoben, es werden ihnen die Hinterbeine vorsichtig gestreckt oder die Ohren massiert. "Abwärtshund" oder "Fliegendes Hundejunges" heißen Doga-Stellungen, mit denen der nervöse Schnauzer oder Setter die innere Ruhe finden soll. Teitelman entdeckte nach den Angaben zu Hause in Amerika, dass ihr Spaniel sich bei den täglichen Yoga-Übungen gerne zu ihr gesellte - und ließ ihn daran teilhaben. "Die meisten Hunde lieben es, sich auszustrecken und massiert zu werden", beschreibt sie, wie sie auf die Doga-Idee kam.
Und Thomas gibt ihr recht: "Jemand, der Yoga macht, wird normalerweise gelassener. Für Hunde ist das genauso, auch wenn sie gelegentlich Hilfestellung für die Körperverrenkungen brauchen, die für die Yoga-Stellungen notwendig sind." Claire Margarson, die mit ihren tibetanischen Shih Tzus "Tango", "Tia " und "Tequila" den Doga-Kurs besuchte, zeigte sich in einem Interview jedenfalls begeistert: "Tango, der normalerweise ein bisschen grantig ist, war danach viel angenehmer. Alle drei haben am Abend danach gut geschlafen und waren viel weniger energiegeladen."
Preiswert ist der Entspannungsspaß für Hund und Herrchen jedoch beileibe nicht. Eine Stunde Doga-Kurs inklusive Benimmtraining in London kostet in der Gruppe umgerechnet 68 Euro, Einzelunterweisung sogar gut 200 Euro.