"Immer dieser blöde Kälte, da ist doch der Klimawandel dran schuld!"
Das waren die Worte des Häuptlings, gestützt auf höchst seriöse Untersuchungen an den Wachstumsringen von Grashalmen und Gänseblümchen. Sein Clan war es leid, im Winter durch hohen Schnee waten zu müssen, im Frühling und Herbst ob der kalten Nächte heizen zu müssen und nur in den kurzen Sommermonaten nackt und frei durch die Gegend rennen zu können. Sie wollten endlich frei sein, frei von Heizkostenabrechnungen und frei von Schneeschaufeln. Eis am Stiel sollte ein Luxus im Sommer sein und kein tägliches Morgenproblem im Winter!
Und so beschloss der kleine Clan der grünen Männchen und Weibchen, nach Süden zu wandern. Dorthin, wo es warm ist, dort, wo die Kakteen blühen. Kundschafter wurden ausgesandt die Gegend zu erkunden.
Der Cheffe des Clans hatte vorher in einer eindrucksvollen Flipchart-Präsentation die Anforderungen an ihre neue Heimat umrissen: Warm sollte es natürlich sein, warm und am besten an einem See gelegen. Je größer, je besser. Eigentlich einfache Anforderungen, aber irgendein Klugschnacker schrie aus der letzten Reihe:
"Das Wasser muss trinkbar sein". Und so kam diese Anforderung mit auf die Liste. Dann schrie ein Kind:
"Ich will Sandburgen bauen". Und so kam diese Anforderung mit auf die Liste. Der Medizinmann konnte nicht still halten:
"Ich will abends Wild dinieren". Und so kam diese Anforderung mit auf die Liste.
Langsam entwickelte sich eine gewisse Eigendynamik.
"Ich will frischen Fisch für meinen Teller haben" blökte der größte Krieger des Clans.
Mit dem darf an es sich nicht verscherzen, das wusste auch der Cheffe. Und so kam diese Anforderung mit auf die Liste.
"ich will...",
"ich willl...",
"ich willll".... kam es aus allen Ecken.
"Ruhe!" brülle der Cheffe erbost. Wie soll das nur je was werden mit diesem chaotischen Haufen? Scheiß Basisdemokratie.
Da beugte sich seine Frau zu ihm und flüsterte in sein Ohr:
"Ich will abends in Milch baden, damit meine Haut schön weich bleibt." Seine Frau... Und so kam diese Anforderung mit auf die Liste.
Was will der Cheffe eigentlich selbst? Er will seine Ruhe haben. Und so kam diese Anforderung mit auf die Liste.
Die Kundschafter zogen los, gerne hätten sie Google Maps benutzt, aber das ging leider nicht. So mussten andere Methoden herhalten, ein jeder tätowierte sich die Gegend, der er gesehen hatte, auf den Körper. Es gab erstaunlicherweise viele längliche Gegenden, die entdeckt wurden, eine der wenigen Ausnahmen war diese Tätowierung:
(besonders schmerzhaft war nebenbei das Tätowieren der vielen schwarzen Stellen)
In einer zweiten ausgiebigen Diskussionsrunde wurde beschlossen, dass diese Gegend gerade eben so die Anforderungen erfüllen könnte. So zog der Clan los, und weil sie des Nachts liefen, sind keine Karten überliefert, woher sie ursprünglich kamen.