Seoul - Auch Stunden nach der Katastrophe fließen die Informationen nur sehr spärlich. Bilder der Katastrophe gibt es bislang nicht. Offenbar sind zwei Züge, die Öl und Flüssiggas geladen hatten, direkt im Bahnhof der nordkoreanischen Stadt Ryongchon zusammengestoßen und dann explodiert.
Unter Berufung auf Augenzeugen berichtete der südkoreanische Sender YTN über die Katastrophe. Auch die Nachrichtenagentur Yonhap meldete, es habe wohl Tausende Tote und Verletzte gegeben. "Der Bahnhof wurde zerstört. Es sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Trümmer flogen in die Luft", zitierte Yonhap nicht näher bezeichnete Quellen. Unter den Opfern seien zahlreiche Chinesen, die in der Grenzregion lebten. Etliche Verletzte seien in die Grenzstadt Dandong transportiert worden. Die nordkoreanischen Behörden riefen laut Yonhap für die Stadt Ryongchon den Notstand aus.
Ryongchon ist etwa 20 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Über viele Kilometer Entfernung soll die riesige Wolke am Himmel zu sehen sein.
Von offizieller Seite wurden die Meldungen bislang nicht bestätigt. Nordkoreanische Medien berichteten nicht über die Zugkollision. Ein Sprecher des Wiedervereinigungsministeriums in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul teilte mit, dass es noch keine offizielle Information über den Vorfall gebe. "Wir versuchen, eine Bestätigung für die Berichte zu erhalten." Die Telefonleitungen ins Ausland seien gekappt worden, damit keine Nachrichten über das Ausmaß der Tragödie nach draußen gelangen könnten, berichtete Yonhap weiter.
Ob Nordkorea ausreichend auf eine solche Katastrophe vorbereitet ist, ist ungewiss. In dem Land herrscht auch in den Krankenhäusern nach Berichten von internationalen Hilfsorganisationen Notstand. Es gibt nicht nur einen Mangel an Lebensmitteln. Strom gibt es in den meisten Hospitälern nur stundenweise am Tag. Die Krankenstationen seien nur unzureichend ausgerüstet, heißt es immer wieder.
Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong Il hatte die Bahnstation in Ryongchon einige Stunden vor dem Unglück passiert. Er befand sich auf der Rückreise von einem Staatsbesuch in China.
Bewohner in Pjöngjang berichteten am Abend per Telefon, die Lage in der Hauptstadt sei normal. Das Fernsehen sende Musik und Militärmärsche - das übliche Abendprogramm.