Ach ich bin für den Nebenschauplatz ganz dankbar. Da bin ich auf sicherem Terrain, habe die wichtigsten Quellen und ein bisschen was an Sekundärliteratur gelesen. Zunächst würde mich interessieren, woher du dein Wissen über den Versorgungsmangel nimmst? Dafür haben wir keinerlei Anhaltspunkte, im Gegenteil, Hannibal hatte Probleme seine Truppen zu versorgen. Die Römer hatten die Seeherrschaft und konnten nach belieben Nahrungsmittel überall her schiffen. Hannibal konnte immer nur in einem recht kleinen Gebiet Zerstörungen anrichten, so dass der Verlust locker durch den Rest Italiens ausgeglichen werden konnte. Unzufriedenheit gab es natürlich, insbesondere weil Q. Fabius Maximus sich auf keine Schlacht einließ. Aber die Unzufriedenheit war in keinster Weise bedrohend, sprich die Bundesgenossen standen nach wie vor fest zu Rom. Und Q. Fabius Maximus konnte durch die Präsenz seines Heeres in der Nähe der Truppen Hannibals dessen Soldaten vom großflächigen Plündern abhalten, wodurch dessen Versorgung gefährdet war. Dazu konnte er Pässe verlegen und Hannibals Marschwege blockieren.
Das Ergebnis war, das Hannibal nicht sonderlich gut darstand, als es zur Schlacht von Cannae kam. Diese war zwar von Hannibal gewünscht, aber die römische Seite hätte nie die Schlacht annehmen müssen. Hier allein eine Initative Hannibals zu sehen ist Unsinn. Die Schlacht bei Cannae drehte dann aber die Situation. Rom geriet in Panik und Verbündete vielen ab und wandten sich Hannibal zu.
Das danach die Römer in die Initiative gingen und erst dadurch Hannibal schlugen ist Unsinn. Die Römer hatten ein unglaubliches Potential an Soldaten, auf das sie zurückgreifen konnten. Es war ihnen also leicht möglich an verschiedenen Orten gleichzeitig Krieg zu führen. Römische Truppen opperierten im kathagischen Spanien bereits seit Beginn des Krieges. Ein Krieg in Sizilien war vor dem Abfall von Syrakus schlicht nicht notwendig. Die Situation in Spanien und Sizilien hatte wiederum wenig Einfluss auf die Operationen Hannibals, die so oder so vom Nachschub abgeschnitten war. Erst als Africa selbst zum Kriegsschauplatz wurde, musste er abrücken.
Die römische Strategie hatte wenig mit Initiative zu tun, sondern vielmehr mit der Erkenntnis, dass eine Feldschlacht gegen Hannibal immer riskant ist und das man dabei in Italien mehr riskiert, als wenn man sie wo anders schlägt. Dies wiederum lag daran, dass sich eine verlorene Feldschlacht in Italien stärker auf die Moral und die Treue der Bundesgenossen auswirkte, als wo anders.
Hannibals Plan, jedenfalls soweit wir das heute rekonstruieren können, war nach Italien vorzudringen, die Bundesgenossen der Römer auf seine Seite zu ziehen und Rom zu einer Regionalmacht zu degradieren. Er ist damit grandios gescheitert und sein Übergang über die Alpen hat ihm nicht mehr gebracht als ein kleiner Überraschungserfolg. Die erst relativ frisch von Rom bezwungenen Kelten stellten sich zwar auf seine Seite, aber nicht die römischen Bundesgenossen.
Ich schrieb nie, dass die Briten an die deutsche Seeaufklärung herankamen. Kamen sie nicht. Dafür konnten sie die deutschen Funksprüche lesen, was auch nicht ganz wertlos war. Und natürlich haben die Briten die Skagerrakschlacht analysiert und versucht Fehler auszumerzen. Beispielsweise hatten sie zu viel Munition an ungeschützten Orten gelagert, um eine hohe Feuerfrequenz der Geschütze sicher zu stellen. Das war ein Grund, warum die Deutsche Seite relativ große Wirkungstreffer erzielen konnte. Dies wurde im Anschluss an die Schlacht abgestellt.
Klar hatten die deutschen ein leicht überlegenes Feuerleitsystem, bessere Durchschlagskraft und auch eine bessere Panzerung. Die Dreadnoughts der neuesten Generation waren aber nicht schlechter gepanzert. Dazu hatten die Britten die höhere Reichweite und vor allem viel, viel mehr Schiffe und sicher nicht die schlechteren Seeleute und sie wurden gegen Ende des Krieges von amerikanischen Verbänden unterstützt. Das Problem der Deutschen Flotte war, dass sie am Schluss feindliche Schlachtkreuzer im Verhältnis von fast 3:1 versenken hätten müssen, um wenigstens den Status quo zu wahren. Dazu hätte es dann doch äußerst günstige Bedingungen gebraucht. Klar hatten sie eine Chance, aber die war ziemlich gering.
Du schreibst das. Scheer redet nicht von einem günstigen Ausgang der Verhandlungen für das Reich, jedenfalls nicht in dem von dir zitierten Teil. Er war der Meinung, dass der Flottenverlust das Reich nicht sonderlich viel schlechter gestellt hätte, unter der Voraussetzung, dass man genügend feindliche Schiffe dabei mit versenkt hätte.