BlacKkKlansman (Regie Spike Lee, USA 2018)
Handlung:
Ron Stallworth (John D. Washington) ist schwarz und lebt in den 70er Jahren in Colorado Springs, zu einer Zeit, Anfang der 70er, in der es für Afroamerikaner weder angesagt noch ratsam ist, sich als Cop zu verdingen. Weiße Cops verprügeln die Schwarzen, ob mit oder ohne Grund, so hieß das Gesetz der Strasse und so heißt es leider auch heute noch zu oft. Zwar hatte sich im von rassistischen Vorurteilen geprägten Amerika der Nachkriegszeit unter der Führung charismatischer Persönlichkeiten wie Martin Luther King, Angela Davis und Malcom X eine selbstbewußte schwarze Bürgerrechtsbewegung etabliert, doch nach wie vor wurden in weiten Teilen der Gesellschaft Schwarze als Menschen zweiter Klasse angesehen.
Ron kümmert sich nicht darum. Ihm geht es nicht darum Vorurteile abzubauen oder um politische Arbeit, er will einfach nur ein Cop werden. Da er bei der Eignungsprüfung einen ebenso schlagfertigen wie furchtlosen Eindruck macht wird er angenommen und bekommt zunächst den Job des Akten-Archivars zugeteilt. Eine Arbeit für Bleistiftanspitzer und Nasenbohrer, keine Arbeit für einen smarten, unternehmunsglustigen Menschen wie ihn.
Seine Chance auf Action lässt jedoch nicht lange auf sich warten. Er soll die schwarze Protestszene observieren und nach Gewaltbereitschaft untersuchen. Dabei erhält er Kontakt zur der ebenso hübschen wie charismatischen Aktivistin Patrice (Laura Harries) und droht in einen Interessenkonflikt zu geraten, denn nicht nur die smarte junge Dame, auch die Beseitigung der Rassendiskrimierung erscheint ihm als ein lohnenswertes Ziel, Loyalität zu seinem Arbeitgeber jedoch steht an erster Stelle...
Die Lösung: Ron beschließt sein Heil in der Offensive zu suchen. Er kann seine Vorgesetzen von einer Undercover-Misson überzeugen. Ziel: Die Ortsgruppe des KuKluxKlan. Dumm nur, daß er sich dem Ortsgruppenleiter in einem improvisierten Telefonat bereits als weißer Rassist vorgestellt hat – zu allem Überfluss mit seinem echten Namen...
Aus der Not wird eine Idee geboren: Er ist der Ron Stallworth am Telefon, sein Partner Flip (Kylo Ren Darsteller Adam Driver) markiert den Ron Stallworth in Natura, für die „Organisation“ - den KKK – verschmelzen die Beiden zu ein und derselben Person. Ein Shakespear'sches Bäumchen-Wechsle-dich-Spielchen nimmt seinen Lauf, ein Spiel dessen gefährliche Ernsthaftigkeit dem Kinozuschauer tatsächlich nur durch die dämonische Präsenz des von Haus aus mißtrauischen Klan-Mitglieds Felix Kendrisson (sehr überzeugend gespielt von Jasper Paäkkönen) vor Augen gehalten wird.
Bewertung:
Durch Spike Lee, einen Hauptprotagonisten des afroamerikanischen Spielfilms, sind etliche schwarze Schauspieler zu Weltstars geworden (u.a Denzel Washington, Hale Berry, Lawrence Fishburne, Samuel L. Jackson) und er hat lange auf seinen ersten Oscar warten müssen – Blackkklansmen hat ihn diesen eingebracht. Im Nachspann werden die Horror-Bilder von Charlottesville gezeigt – war der Film ein Oscarbaiter – ein „Oscar-Einschleimer-Film“? Wenn ihr es genau wissen wollt: Ja, der Film ist ein typischer Oscarbaiter, denn er schleimt sich perfekt ein in den Geschmack der vornehmlich multikulturell orientierten, linksliberalen Kulturkritiker - zu denen ich letztlich auch gehöre, sonst würde ich so nicht reden.
Der Film - der sich an wahren Begebenheiten orientiert hat - ist gut gemacht, er ist geistreich, hat gute Action, gute Schauspieler, oft schlaue, witzige Dialoge, der Film weiß zu gefallen. Aber: er geht nicht unter die Haut. Er hat weder die Spannung noch die Ernsthaftigkeit vergleichbarer Filme wie „In The Heat Of The Night“. Er hat auch nicht die erzählerische Wucht von „Django Unchained“ und auch nicht einen solch grandiosen Soundtrack von „Shaft“.
Die große Stärke des Hauptdarstellers – seine Unbefangenheit und Lockerheit – ist zugleich die Schwäche des Films, denn sie führt dazu daß man als Zuschauer die Gefahr nicht wirklich ernstnimmt – zu cool ist die Hipster-Figur des Ron Stallworth, zu sehr kippt der Film stellenweise ins Flapsig-Lächerliche. Ich gehe davon aus, daß Spike Lee dieses Manko zugunsten einer befreienden Leichtigkeit bewußt in Kauf genommen hat, trotzdem oder gerade deswegen: BlacKkKlansman ist nicht sein bester Film. Möglicherweise wollte man bei der Oscarvergabe ein weiteres Zeichen gegen Trump setzen. Oder man wollte Spike Lee einfach signalisieren: Ja, du bist einer von uns und du hast das Ding auch mal verdient. Und ja, ich denke das trifft auch zu.
Note: 7,25